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Neujahr

Das neue Jahr hat am 25. September abends begonnen. Aber wer weiß das schon? Es steht nicht in der Zeitung, steht in keinem Kalender. Tausende von Pastorinnen und Pastoren, die am 25. September im Gottesdienst Fürbitten sprechen, denken nicht daran. Auch ich habe nicht daran gedacht.

Am 4. Oktober abends beginnt in diesem Jahr Jom Kippur, der dem In-sich-Gehen, dem Beten und der Versöhnung gewidmet ist. Der höchste Feiertag im Judentum. 

Am 9. Oktober wird vielleicht etwas in den Zeitungen stehen, denn dann jährt sich zum dritten Mal der Jahrestag des Attentats auf die Synagoge in Halle. An Jom Kippur 2019.

Vor drei Jahren war ich in einem Gottesdienst in New York. Der Pfarrer wünschte der jüdischen Gemeinde in der Nachbarschaft ein gutes neues Jahr. Die Bäckerei hatte einen Aufsteller zu Neujahr auf der Straße. Wenige Tage später las ich abends auf dem Broadway auf einem umlaufenden Band die News: shooting in front of german synagogue.

Wo widmen wir uns dem Gebet? 

Wie erlangen wir Versöhnung? 

Was wünschen wir wem zu Neujahr?

Warum haben wir keine jüdischen Nachbarn?